Ferien im Wald, genau gesagt, im Frankfurter Stadtwald, dem Grüngürtel, der Frankfurt von Neu-Isenburg trennt. Geht das überhaupt? Hier steht’s geschrieben.
Mittagsmonster, so nennen sich die Kinder der schulischen Nachmittagsbetreuung der Grundschule Buchenbusch in Neu-Isenburg. Diese Monsterchen wollten gerne mit uns eine Woche im Wald verbringen.
Mit einem individuellen waldpädagogischen Programm, etwas Logistik, dem Go vom Förster, sensationellem Hochsommer-Wetter, einem tollen Team und – fröhlichen, neugierigen, nörgelnden, beharrlichen, ungeduldigen, wissbegierigen, wilden, aufmerksamen, ungestümen und besonnenen Monstern findet die Waldwoche statt.
Tag 1 – der Nestbau
Nach einem kleinen Marsch vom Treffpunkt am Tannenwald kommen wir an unserem Lagerplatz an. Wir hocken uns auf ein paar Stämme und machen einen Plan.
Einige schleppen unser Baumaterial aus dem Unterholz heran, die anderen bauen das Nest daraus auf. Es wird für diese Woche unser Basislager sein.
Zur Stärkung in der Mittagspause gibt’s Vollkornbrötchen und Würstchen, viel Obst und Gemüse und Studentenfutter. Das ursprünglich in Erwägung gezogene Feuer zum Kochen, muss wegen der Hitze und Trockenheit ausfallen.
Vom Knochenjob am Vormittag geht es nachmittags über zum Fühlen. Wir führen uns gegenseitig mit verschlossenen Augen durch den Wald und erfühlen alles was wir berühren. Dann bekommen alle Kinder ihre Waldfibel. Es ist ein Booklet vom Ministerium für Ernährung und Landwirdschaft, das in einfachen Worten Kindern Einblick in die Funktion des Waldes gewährt. Das wirkt für einige anscheinend ein wenig wie Unterricht und kommt am Ende im Feedbackbogen schlecht weg.
Tag 2 – gestalten, Landart
Man muss gar nicht künstlerisch nachweislich begabt sein zum Gestalten. Die Kinder bringen trotz anfänglicher Zweifel schöne kleine Kunstwerke aus Ton auf die Rinden der Bäume auf. Je länger sie damit beschäftigt sind, umso mehr wächst ihre Lust noch mehr Ton zu verarbeiten. Ja, es ist ein schönes Gefühl Ton in der Hand zu haben und daraus etwas zu formen. Unsere „Plastiken“ haben mindestens bis zum nächsten Regen Bestand. Je nach dem, vielleicht sogar noch länger.
Die Grünkernbratlinge zu Mittag hätten wir „Monstertaler“ oder „Hinkelsteinschnitten“ nennen sollen, dann wären sie sicher angekommen. So heißt es z.B.: Ich bin Fleischesser, ich esse das nicht. Peng.
Tag 3 – Stadtwaldhaus und Wasserschlacht
Die Führung im Stadtwaldhaus trifft auch auf geteilte Ansicht – total interessiert die einen, eher langweilig finden es andere. So ist es eben, wenn mehrere Individuen unter einen Hut gebracht werden. Unsere Empfehlung jedoch: Eine Führung im Stadtwaldhaus lohnt sich unbedingt!
Der Renner unserer Vollwertkost sind die Dinkel-Hanf-Crêpes. Wir servieren sie mit frisch gekochtem Apfelmus, selbst gemachter Erdbeermarmelade, Frischkäse, Gurken, Zwetschen, Studentenfutter satt.
Nachmittags folgt kraftvolles Sägen und besinnliches Schnitzen, je nach Temperament.
Aus der Hitze des Mittags resultiert nach intuitivem Spritzen aus den Wasserflaschen eine Wasserschlacht, die kein Ende nehmen will, solange unser 30 Liter Kanister noch Wasser abgibt. Eis am Stiel, die Erlösung, bringt uns Katrin.
Tag 4 – der heißeste Tag
In der Kühle des Morgens sägen wir große Stämme. Ausdrücklicher Wunsch einiger Kinder! Wer das Projekt ernsthaft angeht, bekommt unsere tatkräftige Unterstützung. Es entstehen kleine Hocker, einer heißt nun „Fohlen“. Und dann kommt, was zu ahnen war: Das Waldtagebuch wird nach geschrieben, da nur zwei, drei Kinder es täglich geführt hatten.
Nachmittags wieder Wasser – wir steigern uns vom 30 Liter Kanister auf die Wasserfontänen des Waldparks.
Tag 5 – letzter Tag, suchen und finden
Die Dinge des Waldes anhand der Fibel suchen und zum Basislager bringen ist eine Aufgabe, die die meisten ohne Schwierigkeiten lösen. Und dann sollen alle Dinge gesucht werden, die nun gar nicht in den Wald gehören und auch zum Basislager gebracht werden. Das haben wir leider so nicht gesagt. Darum kommt es am Ende so, dass Kinder, die nichts gefunden haben leer ausgehen und andere hingegen etliche Fundstücke nach hause tragen. Trotz der meist harmonischen Woche und einer guten Zeit für alle, kommt der Aufruf zum fairen Teilen, nicht bei allen an: Das ist für uns eine wichtige Erfahrung. Wir empfehlen unseren Workshop „Fair teilen“.
Es gibt natürlich auch die Kinder, die nicht zögern.
Der Vortag toppen könnte jetzt ein warmer Sommerregen. Der ist für heute jedoch nicht auf der Wetterkarte. Also geht es nach dem Mittagsessen noch einmal zum Wasserspielplatz. Zum Abschied haben wir Luzies Honigkuchen und wieder Katrin mit Eis.
Euch Kindings noch schöne Ferien und auf Wiedersehen! – vielleicht im nächsten Jahr – sagen Katrin, Luzie, Nora und Sabine.
Fotos: Nora Schmidt & Sabine Kronenberger-Schmidt, alle Rechte vorbehalten, kopieren untersagt!